Geländefahrtraining für LKW Fahrer
12.10.2013 Ein Geländefahrtraining für LKW Fahrer hört sich auf den ersten Moment nicht sonderlich spektakulär oder notwendig an. Der Ausbau des Straßennetzes in Deutschland ist doch auf einem sehr hohen Niveau denkt man sich. Doch Einsätze von Rettungsorganisation spielen sich in den meisten Fällen nicht bei sehr schönem Wetter ab und oftmals werden Rettungskräfte in Regionen zum leisten von Hilfe gerufen wo man normalerweise nicht mal mit dem Auto hinfährt.
Wenn man sich noch vor Augen führt das heutige LKW, auch die von Rettungsorganisationen ebenfalls immer größer werden und hier teilweise Fahrzeuge mit zulässigen Gesamtgewichten von 12 - 18 Tonnen bewegt werden, so versteht man schnell wie anspruchsvoll es sein kann ein solches Gefährt abseits von befestigten Straßen sicher zum Einsatzort zu bewegen.
Am vergangenen Samstag wurde deshalb der zweite von zwei angebotenen Geländefahrtrainings für LKW Fahrer im Geschäftsführerbereich Villingen- Schwenningen angeboten. Wie auch im vergangenen Jahr wurde diese Veranstaltung wieder durch unseren Sachbearbeiter für Ausbildung in der Geschäftstelle organisiert und wie auch bei vergangenen Sicherheitstrainings wurde hierzu die Fahrschule Hartmann aus Esslingen als Veranstalter beauftragt.
Die angemeldeten LKW Fahrer trafen sich hierzu in den frühen Morgenstunden des vergangenen Samstag auf dem aktuell noch bestehenden Truppenübungsplatz in Immendingen. Im Vorfeld wurde durch die Ausbilder der Fahrschule in einer einführenden Theoriestunde die Funktionsweise und Notwendigkeit eines Allradsystemes sowie die Funktionsweise und Notwendigket von mechanische Differentialsperren erläutert.
Im Anschluß stellten die jeweiligen Kraftfahrer die Besonderheiten ihres Einsatzfahrzeuges den anderen Teilnehmern vor. Und dann begann auch schon mit einer kleinen Übung der praktische Teil welcher den ganzen Samstag andauern sollte. Anfahren am Berg, hört sich als Fahrer eines PKW bestimmt sehr vertraut an. Wenn der Untergrund jedoch aus lockerem Schotter besteht und das Fahrzeug mehrere Tonnen wiegt bemerkt man schnell wie wichtig es ist 4 angetriebene Räder zu haben die einem die Kraft des Motors auf den Boden bringen.
Nach dieser kleinen Übung hatten die Helfer schnell bemerkt, dass im Gelände alles etwas langsamer gehen muss. Eingelegter Allradantrieb, kleiner Gang, viel Drehzahl, das Automatikgetriebe auf manuell gestellt und schon funktionierte alles reibungslos.
In der nächsten Übung wurde den Teilnehmern schnell klar, wie wichtig ein Beifahrer ist. Donauwellen waren angesagt und zwar nicht die zum essen. Sondern Hügel die mehrfach in Folge so steil ansteigen bzw. abfallen, dass möglichst kurze Überhänge vorn und hinten am Fahrzeug wichtig sind. So ging es bei manchem LKW unter dem Fahrzeug oder hinten am Unterfahrschutz bzw. der Ladebordwand der Fahrzeuge manchmal nur um wenige cm ob das Fahrzeug die Passage durchfahren konnte oder nicht. Und hier kam dann die wichtigkeit des Beifahres in´s Spiel. Dieser hatte nämlich von aussen dem Fahrer zu zeigen, wo er mit seinem Fahrzeug lang musste ohne einen Schaden abzubekommen und diesen immer wieder einzubremsen. Da jede ruckartige Bewegung, sei es hektisches anfahren oder scharfes Bremsen zu so einer starken Bewegung in der Federung des Fahrzeuges kommt, dass wichtige cm an Bodenfreiheit fehlen. Ein weiterer wichtiger Punkt bei solchen Fahrten ist auch das ablaufen der Fahrtstrecke vor dem befahren. So waren einige Teilnehmer überrascht wie schnell ein Meterstab in einer vermeindlich "kleinen Pfütze" einen halben Meter tief verschwinden kann.
Als diese Passage mehrfach absolviert war, konnten die Fahrer in Eigenregie den kleinen sogenannten "Fuchstrail" durchfahren. Eine Geländestrecke durch den Wald mit tiefen Fahrrinnen, viel Wasser und sehr schmierigem Schlamm. Interessierte Fahrer durften auch im, durch die Fahrschule mitgebrachten, hochgeländegängigen MAN KAT die noch anspruchsvollere große "Fuchstrail" Strecke durchfahren. Dort zeigte sich, was ein Allrad LKW im Gelände zu leisten vermag.
Nachmittags wurde dann auf dem Truppenübungsplatz noch die durchweichte Keilerbahn befahren. Dieses weitläufige Gelände wurde ursprüglich vom Militär für die Übung mit Minenräumpanzern verwendet. Man stelle sich eine Wiese vor, die beim ablaufen sehr stabil vorkommt aber nach dem befahren mit dem LKW nur noch einer 40cm tiefen Schlammgrube gleicht. Hier war gegen Ende alles gefordert, nicht nur Allrad, auch Sperren und kleinen Gänge sowie viel Drehzahl um die mit Pylonen abgesteckte Strecke auf dem Gelände sicher und ohne steckenzubleiben, durchfahren zu bekommen. Außerdem wurde durch die Ausbilder gezeigt, wie man sicher einen Graben durchfährt ohne ein Fahrzeug umzukippen oder stecken zu bleiben. In den Abendstunden wurde dann noch kurz auf das befahren von Behelfsbrücken eingegangen bei welchen der Beifahrer an den steilen Rampen wieder die Bodenfreiheit zu überwachen hatte.
Als krönenden Abschluß mussten die Fahrer ihr Einsatzfahrzeug an der steilsten befahrbaren Stelle auf dem Truppenübungsplatz bewegen. Eine mehrere hundert Meter lange Steigung mit ca. 45°, also 100% Steigung und sehr losem Schotteruntergrund galt es zu befahren. Die zwischendurch folgenden Senken und Felsbrocken forderten vom Fahrer eine sehr gleichmässige Fahrweise um die Steigung zu bewältigen.
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Bilder: Rapp